Beobachtungen im August-Lütgens-Park

 

Es ist ein milder Frühsommertag. Ich stehe vor dem HausDrei und schaue über den Rasen, rüber zur Bank. Auf der Sitzfläche liegt noch die weiße Papiertüte, die das Pärchen gestern nach seinem Stelldichein vergessen hatte. Tauben picken die letzten Krümel auf und stärken sich für den Tag. In der Ferne höre ich ein Auto hupen. Hier zwischen den Bauten des alten Krankenhauses fühle ich mich geborgen und die Großstadt scheint weit weg. Der viktorianisch anmutende Stil der Haupt- und Nebengebäude versetzt mich in ein anderes Zeitalter und lädt mich zum Träumen ein. Hier kann ich meinen Gedanken nachgehen und zur Ruhe kommen. Mein Blick wandert zu der alten Eiche, ein Eichhörnchen huscht vorbei. Aus der Kita höre ich Kinderlachen. Die Sonne scheint, ich atme tief ein und bin glücklich. Durch den Südeingang nähert sich eine junge Frau mit Kinderwagen. An ihrer Gangart sehe ich, dass sie schwer zu schleppen hat. Links und rechts hängen Taschen an ihrem Arm, Lebensmittel sind unter der Karre verstaut. Mit aller Kraft stemmt sie sich gegen den Griff und nimmt Kurs auf den Rasen. Die Räder des Kinderwagens ruckeln über die Fläche, sie schaut nach vorn. Noch ein kleines Stück, bis sie sich für ein sonniges Fleckchen entscheidet. Mit dem linken Fuß betätigt sie die Bremse – ein kurzes Klacken nur- und überprüft, ob alles sicher steht. Die Frau stellt ihre Taschen auf dem Boden ab und bringt eine Decke zum Vorschein. Sie faltet sie auseinander, schüttelt sie sanft und legt sie sorgfältig auf den Rasen. Ein Hauch einer Pause folgt, bis sie in die Babykarre greift und ein kleines Bündel herausholt. Sie hält es in die Luft und lächelt es an. Ich sehe, dass es sich bewegt, zappelnde Beinchen in dunkelblauem Strampler. Ein Glucksen ist zu vernehmen. Die junge Mutter legt ihr Baby vorsichtig auf die Decke und schaut es an. Dann legt sie sich sachte daneben. Beide liegen regungslos da.  Eine Frau mit Hund nähert sich. Sie kommt jeden Tag in diesen Park. Sie geht zur Bank und wirft die Papiertüte in den Abfalleimer. Dann wischt sie mit ihrer linken Hand über die Bank und setzt sich. Der kleine Hund legt sich zu ihren Füßen. Ich blinzele in die Sonne und genieße den Augenblick.

Autorin: Dörte Mansen