August-Lütgens-Park
und HausDrei

 

„Der Liebe wegen kam ich Mitte der 1990er Jahre aus Osnabrück nach Hamburg. Anfangs wohnte ich mit meiner Freundin am Fischmarkt neben dem Schellfischposten, später dann im Schanzenviertel. An der Max-Brauer-Allee hatte ich lange mein Atelier, in einem Gewerbehof, in dem auch eine Moschee, der Erden Markt und ein Elektrohöker ihre Räume hatten. Mit anderen Leuten teilte ich mir eine 600qm-Halle zum Werkeln und Bauen; Leuchten und Wohnaccessoires waren mein Ding und bis heute auch Papierkunst. Ich bin eine Person, die nicht viel rumkommt; das Gebiet zwischen Karoviertel, St. Pauli und Altona-Altstadt mag ich sehr.

August-Lütgens-Park und HausDrei Altona Altona-Altstadt altonaSTORY

Foto: Veronika Steffens

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Foto: Veronika Steffens

Ins HausDrei ging ich früher gern und oft zum Flohmarkt; der war super damals, mehr Haushaltsauflösungen als Kinderklamotten und deswegen viel schrulliger als heute, man konnte tolles, bizarres Zeug dort finden. Ansonsten war HausDrei vor allem ein Anlaufpunkt für die Kinder aus dem Viertel und den anliegenden Grundschulen. Auch mein Sohn hat da viel mit seinen Freunden abgehangen, in den verschiedenen Sportgruppen und der Keramikwerkstatt. Ich habe ihn oft abgeholt und wir sind dann noch eine Runde Fußballspielen gegangen im August-Lütgens-Park, hinter dem HausDrei. Der Park gibt meiner Meinung nach mehr her als der mittlerweile immer zu volle Wohlerspark.

Im Sommer 2014 hatte ich, obwohl selbst eigentlich nicht zur Szene gehörend, eine echt gute Zeit bei den Squatting Days. Das war ein Camp von Leuten aus Hamburg und ganz Europa, die aus Protest gegen unbezahlbare Mieten und die Verödung der Innenstädte für selbstverwaltete und unkommerzielle Räume kämpfen und dabei auch über Hausbesetzungen als Mittel der Wahl diskutieren, daher der Name. Ein paar Tage lang gab es Filme, Vorträge, Plena und am Abend solidarisches Cocktailtrinken; übernachtet wurde in Zelten auf dem Rasen.

Die anwesenden Zivilpolizisten hielten sich glücklicherweise raus, anders als noch ein Jahr zuvor, als Jugendliche mehrmals täglich im Park von der Polizei kontrolliert, richtiggehend gegängelt wurden. Damals haben auch Demos stattgefunden und ein paar Autos an der Holstenstraße gebrannt.

Was hier im Park fehlt, sind Konzerte, wenn‘s nach mir geht auch mal tagsüber. Dafür ist die Fläche super geeignet, es gibt ja viel Platz und nur zu einer Seite hin Anwohner*innen. Andererseits besteht der Charme des Parks vielleicht gerade darin, ein bisschen verschlafen zu sein. Er ist eine offene, unverplante Fläche zur freien Nutzung für alle. Davon gibt es nur wenige in der Stadt.“

Autorin: Karen Bo
Geschichte: Jochen Hollenbeck