Hotel
Stadt Altona

 

Schräg gegenüber vom Jüdischen Friedhof, etwas zurückgesetzt von der Louise-Schroeder-Straße, steht das Hotel Stadt Altona. Wohl nur die wenigsten ahnen, dass hier 50 Zimmer mit insgesamt 85 Betten Platz haben, dazu Konferenz- und Festsäle für bis zu 200 Personen. Aus dem siebten Stock hat man außerdem einen grandiosen Blick. Aber von außen fällt am ehesten der trapezförmige Anbau ins Auge; durch seine komplett verglaste Fassade kann man die weitgehend im Original belassene Innenarchitektur aus den 1960er Jahren bewundern. Eine eingebaute Theke, kunstlederne Clubsessel und runde Tischchen mit Aschenbechern verraten die ehemalige Raucherbar.

Hotel Stadt Altona HausDrei Altona Altona-Altstadt altonaSTORY

Foto: Veronika Steffens

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Foto: Veronika Steffens

„Das Hotel sieht nicht nur aus wie eine Film- oder Theaterkulisse, es ist auch eine“, erzählt Sandra Asani, die hier seit sechzehn Jahren als Hotelkauffrau arbeitet. „Bei uns wurde schon für die Kriminalfilmreihen „Das Duo“, „Die Pfefferkörner“ und „Das Großstadtrevier“ gedreht. Auch das Hamburger Schauspielhaus hatte mal für mehrere Wochen unsere Tiefgarage gemietet. Nach den Aufführungen haben wir dann alle gemeinsam ausgelassen in der Bar gefeiert. Das waren sehr schöne und lustige Abende; überhaupt habe ich hier schon zigtausend Geschichten erlebt. Ich könnte ein Buch darüber schreiben! Beim Schlagermove wollte zum Beispiel einmal ein männlicher Gast fast nackt einchecken, er hatte nur eine dieser „Elefantenunterhosen mit Rüssel“ an – den habe ich natürlich sofort darauf hingewiesen, dass wir ein anständiges Hotel sind. Und neulich stürmte eine aufgeregte Frau herein und meinte, sie habe ihren Ehemann bei uns geortet…

Die Arbeit an der Rezeption ist immer abwechslungsreich, besonders in meinen Lieblingsmonaten von Mai bis August. Dann kommen zu den Großveranstaltungen wie den Harley Days oder dem Hafengeburtstag viele Stammgäste. Wir sind hier wie eine große Familie.

Schon immer spielt sich mein Leben hier im Viertel ab, denn geboren wurde ich in der Trommelstraße und wohne bis heute um die Ecke. Meine Schwester arbeitet auch im Hotel und meine Tochter hat unten im Ballsaal Fahrradfahren gelernt. Das Hotel ist ein zweites Zuhause für uns. Wir sind ein Patchworkgebilde, eine Mischung aus verschiedenen Generationen mit irakischen, spanischen, deutschen und albanischen Anteilen. Fast täglich essen wir gemeinsam zu Mittag. Ich glaube, die Gäste spüren und mögen genau diese familiäre Atmosphäre. Und weil wir einen Nachtportier und rund um die Uhr geöffnet haben, können jederzeit Menschen in den verschiedensten Lebenslagen hier ihr Plätzchen finden.

Ich bin richtig gerne an diesem Ort, und wer kann das schon so uneingeschränkt von seiner Arbeit behaupten?“

Autorin: Karen Bo
Geschichte: Sandra Asani