Madonna der Seefahrt
am Altonaer Fischmarkt

 

Katharina Kohl, Künstlerin, steht im 5. Stock ihrer Wohnung am Altonaer Fischmarkt und schaut auf die Madonna der Seefahrt hinunter, die ihrerseits den Blick weit hinaus in die Ferne schweifen lässt, über die Elbe Richtung Meer.

Die vier Tonnen schwere Frauengestalt aus Bronze soll an all jene erinnern, die ihre Fahrt übers große Wasser nicht überlebt haben, aus welchem Grund auch immer.

Madonna der Seefahrt am Altonaer Fischmarkt HausDrei Altona Altona-Altstadt altonaSTORY

Foto: Veronika Steffens

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Foto: Veronika Steffens

„Dieser Gedanke bedeutet mir viel“, sagt Katharina. „Ich wohne schon seit 1987 hier an der Wasserkante, geboren und aufgewachsen bin ich in Mittelhessen auf dem Land, zwischen Wiesen und Wäldern. Wasser gab es bei uns nur in Form kleiner Bächlein, aber ein paar meiner Vorfahren sollen vor langer Zeit in Hamburg auf ein Auswanderungsschiff gestiegen sein. Ob es mich deshalb nach Altona zog? Ich war jedenfalls nicht die Einzige aus meinem Dorf: Der Sohn der Apothekerfamilie bereiste jahrzehntelang als Kapitän die Weltmeere und mit ihm zusammen bin ich vorletztes Jahr bei der Gedenkfeier für die „auf See Gebliebenen“ gewesen. Sie findet einmal im Jahr, immer am Totensonntag, dort unten am Sockel der Madonna statt. Es war einer dieser typisch nebligen und regnerischen Novembertage, der Shanty-Chor sang seine Seemannslieder, es gab eine Andacht und Ansprachen und die Leute vom Verein der Kapitäne und Schiffsoffiziere warfen Kränze ins Wasser.

An demselben Tag zog auf der Hafenstraße die Seebrückendemo vorbei und forderte lautstark, die Stadt solle zu einem sicheren Hafen für Geflüchtete und aus Seenot Gerettete werden. Mir hat die Gleichzeitigkeit der beiden Veranstaltungen sehr gut gefallen, die Verbindung ist ja offensichtlich!

Dazu gehört in gewisser Weise auch noch der alte Anker, der hinter dem Fischmarkt, zwischen St.Trinitatis-Kirche und Breiter Straße, ausgelegt ist. Park und Denkmal sind seit kurzem nach dem Hamburger Kapitän Schröder benannt, der sich 1939 für die Rettung von mehr als 900 Jüdinnen und Juden vor der NS-Verfolgung einsetzte.

Für mich gehört alles das zusammen und auch deshalb mag ich diesen Ort.“

Autorin: Karen Bo
Geschichte: Katharina Kohl