Täglicher Rundgang

Vier Uhr. Pünktlich bin ich in der Kita. Schnell die Jacken angezogen und ab auf den Spielplatz. Das Wetter erlaubt einen längeren Aufenthalt und die lieben Kleinen sind noch nicht müde. Nur ich. Schnell ins Häuschen, ein paar Eiskugeln aus Sand verkauft, einen Burger mit Blättern dekoriert, und die Steinchen beim Bezahlen ganz genau gezählt ein- zwei -drei. Hunger auf einen Keks? Diesmal ein echter – Gekicher und große Augen als die Sandkörner, die noch an den kleinen Händchen kleben, mit in den Mund gelangen. Sofort mit dem Taschentuch abgewischt und alles eingepackt. Mütze auf den ersten Kopf, Mütze auf den zweiten Kopf – und weiter geht’s. Nein, heute klettern wir nicht auf den Baum. Wir müssen noch in die Große Bergstraße zum Drogeriemarkt – Feuchttücher und Babybrei – den Weg zum Regal beherrsche ich wie in Trance. An der Kasse spüre ich meine Ungeduld. Wo ist denn wieder mein Portemonnaie? Die Kinder quengeln, ich spüre Blicke auf mich gerichtet. Wieso habt ihr jetzt Hunger – es gibt doch gleich zu Hause etwas. Wie? – Solange könnt ihr nicht warten. Na gut, ich verstehe, es muss ein Brötchen sein. Die Kraft, ein weiteres Nein durchzusetzen, habe ich heute nicht. Ich steuere den Backshop an. Wenigsten sind die Kleinen mit einem Gebäckstück ohne Schokolade einverstanden. Punktsieg. Jetzt noch in meinen Lieblingsteeladen? Schaffen wir heute wieder nicht. Ich schau mich um – wann wurden eigentlich die kleinen Shops mit dem Blumenladen und dem Fischgeschäft auf der Großen Bergstraße abgerissen? Langsam wird es dunkel. Am Friseur vorbei, der mich genau wie das Reisebüro lange nicht mehr gesehen hat, steuere ich unser Treppenhaus an. Der Besuch im Eiscafé neulich war toll. Noch hundert Meter, meine Kleinen immer im Schlepptau. Brötchenkrümel zieren unseren Weg, bis ich die Haustür hinter mir zuziehe. Sechs Uhr.

Autorin: Dörte Mansen