Der Goetheplatz
Einer meiner Lieblingsorte in Altona-Altstadt ist der Goetheplatz. Man passiert ihn z. B. auf dem Weg vom Bahnhof Altona zu IKEA. Er liegt praktisch mitten auf der Fußgängerzone Große Bergstraße, wo die Goethestraße und auf der anderen Seite die Altonaer Poststraße kreuzen.
Auf dem Goetheplatz ist immer etwas los. Umgeben von Läden wie Budnikowsky, verschiedenen Bäckereien, zwei Apotheken, einer HASPA-Filiale, verschiedenen Cafés und Restaurants und eben IKEA ist es hier tagsüber sehr „trubelig“. Menschen auf dem Weg zum Einkaufen, auf dem Weg zum Bahnhof, ins Restaurant oder Café oder auf dem Weg zu ihrem Arzttermin. Mittwochs und samstags findet in der Fußgängerzone ein Wochenmarkt statt, der auch zum großen Teil den Goetheplatz belegt.
Ich selbst komme fast jeden Tag an diesem Platz vorbei. Dann liebe ich es, mich dort eine Weile auf eine Bank zu setzen und mir ein paar Minuten lang die vorbeilaufenden Menschen anzusehen oder in Ruhe die Zeitung zu lesen. Ich mag diese Atmosphäre. Um mich herum wuselt es durcheinander, aus allen Richtungen strömen die Menschen an mir vorbei. Eine Vielfalt von Sprachen ist zu hören – türkisch, arabisch, ukrainisch, syrisch, indisch, englisch, spanisch, französisch. Hunde bellen, Cliquen von jungen Mädchen kreischen und lachen und rennen an mir vorbei. Junge Männer in Gruppen schlendern cool durch die Straße. Zigarette im Mundwinkel, Handy im Dauereinsatz.
Ich mag es sehr, dort auf meiner Lieblingsbank zu sitzen, wenn um mich herum das Leben tobt. Es fühlt sich dann so an, als wäre ich ein Ruhepol inmitten eines Ameisenhaufens. Das gefällt mir. Schnell sind 30 Minuten vergangen, ohne dass ich es gemerkt habe.
Unterhaltsam ist es auch, wenn Straßenkünstler dort stehen und ihre Kunststücke vorführen. Oder Musiker, meist mit Gitarre, die richtig gut sind und zum Verweilen einladen, was ich bereitwillig tue. Gern gebe ich dann einen kleinen Schein.
Aber ich sehe auch obdachlose Menschen, die auf ihrem Platz an irgendeiner Ecke sitzen und sich über jeden Cent freuen oder über ein einfaches Brötchen. Manchmal gehe ich zu ihnen und frage sie, ob ich ihnen etwas aus dem Supermarkt mitbringen kann.
Manchmal stellt sich ein älterer Mann mitten auf den Goetheplatz. Er hat einen Plastikeimer dabei, gefüllt mit Seifenlauge. Dazu zwei Stöcke, die mit bunten Kordeln verbunden sind. Er taucht sie in die Seifenlauge und zieht die Stöcke dann durch die Luft, so dass sich riesige Seifenblasen bilden. Das finden kleine Kinder immer ganz toll. Ich beobachte, dass sie hinter den Seifenblasen herlaufen und versuchen, sie zu fangen. Manchmal werden sie auch von einer Seifenblase „getroffen“ und müssen lachen. Die Mutter oder der Vater wirft inzwischen ein paar Münzen in den bereitgestellten Hut des Mannes. Seifenblasen gibt es eben nicht umsonst 😉
Habe ich dann eine Weile auf meiner Bank gesessen und das bunte Leben auf mich wirken lassen, bin ich völlig entspannt, stehe auf und gehe meines Weges. Der Goetheplatz.
Autorin: Steffie Haddenga